Mirjana Mayerhofer,
IGEPHA-Präsidentin
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Eigenverantwortung, hört man allerorts, ist wichtig – ganz besonders für die eigene Gesundheit. Was fehlt, ist eine nationale Self-Care-Strategie, um Self-Care noch besser für uns alle zu nützen.

Gesundheit beginnt bei jeder und jedem Einzelnen: Wer sich aktiv um die persönliche Gesundheit kümmert, bleibt länger gesund, wird bei Erkrankungen schneller gesund und genießt im Alter eine stabilere Gesundheit.

Self-Care hat neben dieser individuellen auch eine ganz wichtige gesamtgesellschaftliche Dimension.

Schon jetzt gibt es in Österreich rund 28,6 Millionen Fälle jährlich, bei denen Self-Care wertvolle ärztliche Ressourcen für ernste Krankheitsfälle freispielt. Würde keine Selbstbehandlung mit hochwertigen Self-Care-Produkten stattfinden, müssten rund 2.700 zusätzliche ärztliche Vollzeitarbeitskräfte zur Verfügung stehen.

Die österreichische Krankenversicherung spart sich pro Fall, in dem ein Patient Self-Care anstatt einer ärztlichen Behandlung wählt, finanzielle Mittel von gut 25 Euro. Diese Einsparungen betreffen Arzneimittelausgaben und die Kosten für die ärztliche Honorierung.

Auch die nationale Volkswirtschaft profitiert von Self-Care: Rund 23 Minuten Zeitaufwand können im Durchschnitt pro Fall durch die Anwendung von Selbstmedikation vermieden werden, weil Betroffene schnell und gezielt mit der Therapie von leichten Erkrankungen beginnen.

Self-Care hat also auf vielen Ebenen messbare und spürbare Vorteile.

In anderen Ländern wurden diese positiven Effekte längst erkannt. Self-Care wird dort gezielt in die nationalen Gesundheitsprogramme einbezogen, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gestärkt und das System generell so gestaltet, dass es Self-Care unterstützt.

In Großbritannien beispielsweise wurden Vorschläge der Self-Care-Organisation PAGB in ein neues Programm des nationalen Gesundheitssystems NHS übernommen.

So werden die Brit:innen künftig von einem Liberalisierungsschritt bei der Abgabe von bislang rezeptpflichtigen Arzneimitteln bei sieben häufig auftretenden Indikationen wie Nasennebenhöhlenentzündung und unkomplizierten Harnwegsinfektionen profitieren. Bei diesen Erkrankungen sollen künftig britische Apotheker:innen, die entsprechend ausgebildet wurden, die Option erhalten, über die Abgabe von bestimmten, von der Regierung dafür vorgesehenen Rx-Präparaten zu entscheiden.

In der Schweiz wurde das Franchising Modell „netCare“ etabliert. Dabei führen Apotheker:innen bei Indikationen von Akne bis Zeckenstich nach einem wissenschaftlich fundierten Leitfaden die Erstabklärung und mit Hilfe einer Webapplikation Beratungen durch.

In Finnland setzt sich der Gesundheitsminister für eine Stärkung der Rolle der Patient:innen bei der Behandlung von leichten Erkrankungen ein und unterstützt die Integration von Self-Care ins Gesundheitssystem. In Schweden arbeitet man an einem Unterstützungssystem für die Selbstversorgungsberatung in der Apotheke.

Beispiele, an denen man sich orientieren kann, sind also vorhanden. Mit ihrer Expertise unterstützt auch die IGEPHA als österreichische Self-Care-Interessenvertretung das gemeinsame Engagement für dieses wichtige Zukunftsthema. Gesundheit beginnt bei uns allen!

MAT-AT-2301310-V1.0-12/2023