Klaus Ropin,
Leiter Fonds Gesundes Österreich (Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbH)
© Klaus Ranger

Gesundheit kann als Ressource für Gesellschaften nicht hoch genug bewertet werden. Spätestens seit der COVID-19-Pandemie und der Klimakrise ist offensichtlich, dass Gesundheit und Wohlbefinden die Grundlagen nicht nur für individuelles Wohlergehen, sondern auch für eine positive, florierende gesellschaftliche Entwicklung und Prosperität sind.

Gesundheit wird individuell unterschiedlich wahrgenommen und genauso unterschiedlich –täglich aufs Neue – hergestellt oder beeinträchtigt. Die Gesundheitsförderung arbeitet seit mehr als 30 Jahren mit dem ganzheitlichen bio-psycho-sozialen Gesundheitsbegriff. Bei dessen Einführung im Rahmen der Ottawa Charter der WHO 1986 war die Erweiterung des Blicks auf körperliche Gesundheit um jenen auf seelische Gesundheitsressourcen nahezu revolutionär. Aus der Erkenntnis, dass der Mensch aus seinen Sozialbeziehungen beträchtliche Gesundheitsgewinne ziehen kann, und dass diese stark von der Gestaltung der jeweiligen Lebenswelten abhängen, ist im betrieblichen Kontext das mittlerweile verbreitete Konzept der Corporate Social Responsibility entstanden.

Gesundheit wird von den sogenannten Determinanten der Gesundheit maßgeblich beeinflusst. Einige dieser Determinanten sind veränderbar, wie die individuelle Lebensweise oder die Gestaltung von Lebenswelten. Andere sind vorgegeben, wie die genetische Disposition, und wieder andere wurden lange als relativ gut bewältigbar angenommen: die Umweltfaktoren. Nun zeigt sich, wie in der Geneva Charter der WHO adressiert, dass es nicht reicht, die Gesundheit von Menschen oder Gesellschaften zu betrachten. Es braucht einen erweiterten Blick auf die globalen Ressourcen: das Konzept „One Health“ fokussiert die Gesundheit ganzer Ökosysteme und des gesamten Planeten.

Überlegungen, welche Gesellschaftsbereiche in welcher Art und Weise Beiträge leisten können, um ein Leben und Entwicklungen in Wohlergehen sicherzustellen, werden unter dem Begriff Nachhaltigkeit zusammengefasst. Mittlerweile sind viele Betriebe bemüht, ihre Verantwortung zu nachhaltiger Unternehmensentwicklung wahrzunehmen, und sind auf der Suche nach passenden Konzepten. Ein beachtenswertes Konzept ist das der „Ökonomie des Wohlergehens“ (https://www.who.int/publications/m/item/the-geneva-charter-for-well-being). Im Kern liegt damit ein Wirtschaftsmodell vor, das dem Menschen UND dem Planeten zugutekommt. Dieses bewertet den Fortschritt unserer Gesellschaften und Nationen über traditionelle Wirtschaftsindikatoren hinaus auch anhand von Indikatoren des Wohlergehens. Kate Raworth hat mit dem Modell der Donut-Ökonomie (https://www.kateraworth.com/doughnut/) einen Weg aufgezeigt, wie Volkswirtschaften umgestaltet werden können, damit die Bedürfnisse der Menschen und des Planeten erfüllt werden können. Eine Wirtschaft, die ihre Auswirkungen auf die Menschen und den Planeten berücksichtigt, profitiert letztendlich auch davon. Gesündere Menschen, die sich in ihren jeweiligen Lebenssituationen wohlfühlen, verursachen geringere Kosten im Gesundheitswesen, sind leistungsfähiger, produktiver und resilienter gegenüber Herausforderungen und Krisen.

Der Fonds Gesundes Österreich wird, seinem Auftrag entsprechend, die Entwicklung dieser neuen Konzepte beobachten und Ergebnisse und Produkte aus den internationalen Diskussionen zur Verfügung stellen.

 


Literaturhinweise:

https://www.who.int/publications/m/item/the-geneva-charter-for-well-being
https://www.kateraworth.com/doughnut/
https://eurohealthnet.eu/wp-content/uploads/230223_pp_eow_de.pdf

MAT-AT-2301310-V1.0-12/2023