Ines Vancata,
Generelsekretärin des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI)
© Stefan Csaky

Glaubt man der öffentlichen Berichterstattung der vergangenen Monate, ist das Gesundheitssystem in Österreich vor allem eine Belastung. Die Kosten laufen aus dem Ruder. Die im Gesundheitswesen beschäftigen Menschen sind an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Die unterschiedlichen Player:innen des Systems suchen die Verantwortung für Fehlentwicklungen beim jeweils anderen, und nachhaltige Lösungen scheinen in weiter Ferne.

All diese Probleme haben ihre Berechtigung. Doch wir meinen: Das Gesundheitssystem stellt vor allem einen großen Wert dar – für die einzelnen Menschen, für die Gesellschaft und für die Wirtschaft.

Als forschende Pharmaunternehmen fokussieren wir vor allem auf den Wert von Innovation. Denn Innovation verbessert und verlängert das Leben von Patient:innen. Und Innovationen können auch die Wirkungsweise und das Zusammenspiel der Institutionen und Strukturen beeinflussen.

Für Patient:innen bedeuten innovative Therapien neue Hoffnung bei bisher unzureichend behandelbaren oder gar unheilbaren Krankheiten. Deshalb sollten innovative Arzneimittel und Therapien so schnell wie möglich und für alle gleichermaßen verfügbar sein.

Für die Gesellschaft sind Innovationen die Grundlage für eine gesündere Bevölkerung und den effektiven Kampf gegen schwere Erkrankungen. Zwei Beispiele zeigen das eindrucksvoll: Hepatitis C kann heute dank neuartiger Medikamente zu 95 Prozent geheilt werden.1 Die Zahl der Todesfälle in Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen konnte mit effektiven Therapien zwischen 2000 und 2022 um 20 Prozent reduziert werden.2

Diese Erfolge wurden durch eine gemeinsame Anstrengung von Forscher:innen an Universitäten, Forschungsinstituten und in Pharmaunternehmen erzielt. Gerade diese Zusammenarbeit auf Augenhöhe kann richtungsweisend für die Reform des Gesundheitswesens sein.

Wir sind der Überzeugung, dass nur durch Kooperation aller Player:innen im Gesundheitswesen ein leistungsfähiges System geschaffen werden kann, das dem ureigensten Zweck dient – nämlich dem Wohl der Patient:innen.

Im Fokus stehen dabei
  • effizientere Strukturen mit gebündelten Finanzströmen und einem stärkeren Fokus auf Prävention,
  • eine integrierte Versorgung und die Verbindung von stationären und ambulanten Einrichtungen,
  • eine getrennte wissenschaftliche und ökonomische Bewertung von Arzneimitteln, um Innovationen zu belohnen und Ergebnisse für Patient:innen zu verbessern und
  • ein Investment in die Digitalisierung des Gesundheitswesens, um die Effizienz zu verbessern, den Datenschatz zu nutzen und Daten für die Forschung zur Verfügung zu haben

Auf dem Weg dorthin sollten wir Partikularinteressen hintanstellen, auf Augenhöhe diskutieren, gemeinsam an neuen Ansätzen feilen und das große Ganze im Blick behalten.

MAT-AT-2301310-V1.0-12/2023