Andreas Pollak,
Geschäftsführer Verein T.I.W.
© Pia Schulz_TIW

 
Barrieren im Gesundheitssystem

Dass sozial benachteiligte Jugendliche und junge Menschen mit Behinderung deutlich häufiger gesundheitliche Probleme, chronische Krankheiten und Bedarf an psychologischer Begleitung haben, belegen Studien. Die Gesundheitskompetenz dieser Bevölkerungsgruppen weist große Defizite auf. Durch sprachliche oder andere Barrieren werden medizinische Versorgung und vorbeugende Gesundheitsaktivitäten oft vernachlässigt, ein Verständnis für Gesundheit und medizinische Behandlungen ist nicht oder nur teilweise vorhanden.

Langjährige Erfahrungen in der Betreuung und Arbeit mit diesen Gruppen zeigen: Es braucht eine Einrichtung, die sich speziell an benachteiligte Jugendliche richtet. Einen Ort mit niederschwelligem Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, Information und Prävention, der nachhaltige Unterstützungsstrukturen für krankheitsgefährdete junge Menschen bietet. Auf Basis dieser Rahmenbedingungen entstand das T.I.W. Gesundheitszentrum, powered by Z Zurich Foundation, in Wien.

Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene

Das Gesundheitszentrum bietet niederschwellige Gesundheitsservices wie kostenlose Untersuchungen, Gesundheitschecks und Beratungen, aber auch Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitserziehung, Prävention und Information. Zielgruppenerfahrene Expert:innen vor Ort unterstützen Jugendliche im Umgang mit ihrer psychischen und physischen Gesundheit. Die pädagogische Abteilung des Zentrums befasst sich mit dem Thema Gesundheitserziehung und -prävention und erstellt zielgruppenadäquate Seminare und Informationsmaterialien, wie beispielsweise Workshops zum Thema Vorsorge, in denen Schritte aufgezeigt werden, die das eigene Wohlbefinden stärken, was bis zum Vereinbaren und Wahrnehmen von Vorsorgeuntersuchungen reicht.

Mehr als 200 Veranstaltungen haben bislang stattgefunden. Insgesamt wurden mehr als 6.000 Menschen durch medizinische und psychologische Behandlungen und Beratungen betreut. Rund 2.100 Personen konnten dank der Informations- und Gesundheitsmaßnahmen ihre Beschäftigungsfähigkeit verbessern.

Empowerment für benachteiligte junge Menschen

Kommunikation auf Augenhöhe und verständlich aufbereitete Gesundheitsinformationen sind Voraussetzung, um benachteiligte Jugendliche im Anlassfall auch handlungsfähig zu machen. So kann es gelingen, eine gesundheitskompetente Teilhabe dieser Gruppe am Gesundheitswesen zu erreichen und für Chancengleichheit aller Jugendlichen – auch mit Blick auf den Einstieg ins Ausbildungs- und Erwerbssystem – zu sorgen. Denn gesundheitskompetentere Jugendliche sind fähiger, gesundheitsförderlichere Alltagsentscheidungen zu treffen. Sie nehmen präventive Leistungen in Anspruch und benötigen weniger Akutbehandlungen. Sie können ihre Situation besser kommunizieren und medizinische sowie therapeutische Empfehlungen besser verstehen. Und sie entlasten letztlich das österreichische Gesundheitssystem.
 

www.verein-tiw.at/gesundheitszentrum

Youtube-Video https://bit.ly/45d2jVG

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