Beate Wimmer-Puchinger,
Präsidentin des Berufsverbands Österreichischer Psycholog:innen
© Inge Prader

In einer Zeit, in der Informationen über Gesundheit so leicht zugänglich sind wie nie zuvor, ist es umso wichtiger, dass Menschen in der Lage sind, diese Informationen kritisch zu hinterfragen, zu verstehen und auf ihre individuellen Bedürfnisse anzuwenden. Die Stärkung der Gesundheitskompetenz ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer gesünderen und selbstbestimmteren Gesellschaft. Patient:innen werden nicht mehr nur als passive Empfänger:innen von medizinischer Versorgung betrachtet, sondern als aktive Partner:innen, die ihre Präferenzen und Bedürfnisse in die Gestaltung ihrer Gesundheitsversorgung einbringen können. Gesundheitskompetenz ist weiblich – laut SVS-Statistik nutzen prozentual betrachtet bedeutend mehr Frauen als Männer die Möglichkeit zur Gesundheitsvorsorge.
 

Gesundheitspsychologie: Eine interdisziplinäre Wissenschaft

Die Einbeziehung von Menschen in den Entscheidungsprozess ihrer eigenen Gesundheitsversorgung verändert nicht nur die Art und Weise, wie sie sich fühlen, sondern auch ihre Einstellung zur Gesundheit. Die Gesundheitspsychologie spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Patient:innen dabei zu unterstützen, aktiv an ihrer eigenen Gesundheitsversorgung teilzunehmen. Sie erstreckt sich über verschiedene wissenschaftliche Bereiche, die psychische, somatische, neurologische, soziale und ökologische Gesichtspunkte integrieren. Ihre zentralen Anliegen umfassen die Gesundheitsförderung, Prävention, Rehabilitation, Gesundheitsverhalten, Gesundheitskompetenz und die effektive Kommunikation von Gesundheitsinformationen.

Partizipation erhöht die Gesundheitskompetenz von Patient:innen und verbessert deren Gesundheitsversorgung. Patient:innen in Entscheidungen einzubeziehen, steigert Selbstbestimmung, Informiertheit und Motivation zur Gesundheitspflege. Es mindert Unsicherheit, stärkt das Vertrauen in das Gesundheitssystem, ermöglicht Patient:innen eine gezieltere Versorgungsnutzung und den Verantwortlichen eine patientenorientierte Gesundheitsversorgung.

Informierte Entscheidungen und effektive Gesundheitsbewältigung in der Bevölkerung fördern

Um informierte Gesundheitsentscheidungen zu fördern und den Umgang mit dem Gesundheitssystem zu verbessern, ist der Zugang zu verlässlichen Informationen entscheidend. Eine klare und leicht verständliche Kommunikation von Gesundheitsinformationen durch Ärzt:innen ist essenziell, wenn es darum geht, Patient:innen bei Entscheidungen zu unterstützen. Dennoch darf die volle Verantwortung nicht allein bei den Patient:innen liegen, es ist wichtig, dass sie in kompetenten Händen sind und gemeinsam mit den Ärzt:innen nach den besten Lösungen für ihre Gesundheit suchen.

Die Stärkung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung ist ein langfristiger Prozess, der eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Gesundheitsdienstleister:innen, Bildungseinrichtungen und der Zivilgesellschaft erfordert.

MAT-AT-2301310-V1.0-12/2023