Bettina T. Resl,
Generalsekretärin, Women in Health IT
© House of Pharma

Die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen verspricht bahnbrechende Fortschritte in der Diagnostik, Behandlung und Prävention von Krankheiten. Doch um sicherzustellen, dass diese Fortschritte geschlechtergerecht sind und niemanden benachteiligen, müssen wir sorgfältig darüber nachdenken, wie KI-Anwendungen entwickelt und implementiert werden. In diesem Artikel werden einige Schlüsselaspekte beleuchtet, auf die man achten muss, um einen gendergerechten Umgang mit KI-Anwendungen im Gesundheitswesen zu gewährleisten.

1. Datenqualität und -vielfalt:
  • Die Qualität und Vielfalt der Daten, auf denen KI-Algorithmen basieren, sind von entscheidender Bedeutung. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass die Daten repräsentativ für verschiedene Geschlechter, ethnische Gruppen und Altersgruppen sind.
  • Geschlechtsspezifische Gesundheitsunterschiede sollten berücksichtigt werden. Frauen und Männer können unterschiedliche Symptome und Risikofaktoren für bestimmte Krankheiten aufweisen.
2. Bias-Erkennung und -Beseitigung:
  • KI-Entwickler:innen müssen sich bewusst sein, dass Vorurteile (Bias) in den Daten vorhanden sein können. Dies kann zu Fehldiagnosen oder ungleicher Behandlung führen.
  • Werkzeuge zur Erkennung und Beseitigung von Bias sollten integraler Bestandteil des Entwicklungsprozesses sein. Regelmäßige Überprüfungen sind notwendig.
3. Personalisierte Medizin:
  • KI ermöglicht die Entwicklung personalisierter Behandlungspläne. Diese sollten geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wirksamkeit von Medikamenten und Therapien berücksichtigen.
4. Geschlechtersensible Forschung:
  • Die medizinische Forschung sollte geschlechtersensible Ansätze verfolgen. Das bedeutet, dass Frauen in klinische Studien einbezogen werden müssen und geschlechtsspezifische Analysen durchgeführt werden sollten.
5. Transparenz und Erklärbarkeit:
  • KI-Entscheidungsfindung sollte transparent sein. Patient:innen und Ärzt:innen sowie medizinisches Personal generell sollten verstehen können, wie eine KI zu ihren Diagnosen oder Empfehlungen kommt. Dies ermöglicht es, etwaige Diskriminierung zu identifizieren und zu korrigieren.
6. Ethik und Regulierung:
  • Es sind klare ethische Richtlinien und angemessene Regulierungen erforderlich, um sicherzustellen, dass KI-Anwendungen im Gesundheitswesen geschlechtergerecht sind.
  • Die Europäische Union sollte in Abstimmung mit Gesundheitsbehörden Standards für die Entwicklung und den Einsatz von KI im Gesundheitswesen festlegen.
7. Schulung und Sensibilisierung:
  • Medizinisches Personal und Entwickler:innen sollten geschlechtersensibel geschult werden, um mögliche Bias-Quellen zu erkennen und zu vermeiden.
8. Einbeziehung der Patient:innen:
  • Patient:innen sollten in den Entwicklungsprozess einbezogen werden und die Möglichkeit haben, auf Diskriminierung hinzuweisen oder ihre Bedenken zu äußern.
9. Überwachung und Feedback:
  • KI-Anwendungen im Gesundheitswesen sollten kontinuierlich überwacht und evaluiert werden. Feedback von Patient:innen und medizinischem Personal sollte aktiv gesammelt werden.
10. Gendergleichstellung im Gesundheitswesen:
  • Geschlechterungleichheit im Gesundheitswesen selbst muss angegangen werden. Eine gleichberechtigte Vertretung von Frauen und Männern in medizinischen Berufen ist wichtig.

Die Anwendung von KI im Gesundheitswesen birgt enormes Potenzial, die Patientenversorgung zu verbessern. Doch wir müssen sicherstellen, dass dieser Fortschritt geschlechtergerecht ist und niemanden benachteiligt. Ein bewusster, multidisziplinärer Ansatz, der die Geschlechterdimension in den Mittelpunkt stellt, ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen und gerechten Integration von KI in die Medizin.

MAT-AT-2301310-V1.0-12/2023