Florian Tursky,
Staatssekretär für Digitalisierung und Telekommunikation

Digitalisierung ist ein Begriff, welcher oft unterschiedliche Bilder in den Köpfen der Menschen auslöst, vor allem wenn es um die eigenen Daten im Gesundheitsbereich geht. Deshalb ist es notwendig, die Menschen abzuholen – gerade in sensiblen Bereichen wie dem der Gesundheit. Dafür muss man den Nutzen für den Einzelnen in den Vordergrund stellen. Nicht die technische Lösung interessiert die Menschen, sondern der Vorteil, der ihnen dadurch entsteht.

Jeder Besuch bei der Haus- oder Fachärztin bzw. dem Facharzt und jeder Klinikaufenthalt ist mit der Erzeugung von Daten verbunden. Laborergebnisse, Medikationspläne, Diagnosen und vieles mehr werden in zunehmendem Maße digital verarbeitet und gespeichert und dienen Dokumentations-, Behandlungs- und Abrechnungszwecken. Zudem bergen Daten aus der Krankenversorgung auch Potenziale für den wissenschaftlichen Fortschritt im biomedizinischen Bereich und können damit zu einer Verbesserung der Patientenversorgung beitragen. Die Sekundärnutzung von Gesundheitsdaten hat daher zunehmend ein großes Potenzial für die Forschung und Wissenschaft in Österreich sowie weltweit.

Ziel in der EU und auch in Österreich soll es sein, dass Gesundheitsdaten für Forschung und Wissenschaft zur Verfügung stehen. Zu diesem Zweck wurden bereits Voraussetzungen für die Nutzung von Gesundheitsdaten geschaffen. Denken Sie dabei an den European Health Data Space (EHDS), die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) oder auch das Forschungsorganisationsgesetz, welches eine Anbindung aller Registerdaten an das Austrian Micro Data Center ermöglicht.

Neben der Nutzung von Gesundheitsdaten ist es aber auch essenziell, dass wir der Bevölkerung die Potenziale eines digitalisierten Gesundheitssystems aufzeigen. Basis dafür ist die elektronische Gesundheitsakte (ELGA), welche vor zehn Jahren in Österreich eingeführt wurde. Jede in Österreich sozialversicherte Person hat eine elektronische Gesundheitsakte mit der Möglichkeit, herauszuoptieren. ELGA wurde als Anwendung zum Datenaustausch zwischen Gesundheitsdiensteanbieter:innen eingeführt. Eine B2B-Lösung, bei der Patient:innen nur am Rande mitgedacht wurden. Und an diesem Schritt arbeiten wir derzeit, mit hoher Transparenz gegenüber den Patient:innen, um Vertrauen zu schaffen. Mit den wesentlichen Gesundheitsdaten auf einen Blick. Mit den aktuellen Laborwerten, aber auch einer historischen Ansicht, um jederzeit aktuelle Werte mit jenen aus dem Vorjahr vergleichen zu können.

Ein wichtiges Ziel ist, die Daten durchgängig zu erfassen. Mit der Digitalisierung des Eltern-Kind-Passes werden Untersuchungen von der Geburt bis in das Kindesalter dokumentiert. Die Lücke zum Erwachsenenalter kann mit der Aufnahme von schulärztlichen Untersuchungen geschlossen werden. Es wird die Möglichkeit geben, dass Patient:innen darüber hinaus gesundheitsrelevante Daten erfassen können, mit smarten Gadgets und digitalen Gesundheitsanwendungen.

Digitale Gesundheitsanwendungen bieten große Chancen und können eine sinnvolle Ergänzung zur telemedizinischen Versorgung darstellen. Wichtig ist uns hier eine entsprechende Qualitätskontrolle. Wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind, dann sollen diese Apps einerseits von Ärzt:innen verschrieben werden können und anderseits die gewonnenen Daten – sofern technisch sinnvoll – in der elektronischen Gesundheitsakte der Patient:innen abgespeichert werden können.

Wichtig für die Umsetzung ist es, Expert:innen einzubinden und auf deren Erfahrungen aufzubauen. Die Digitalisierung im Gesundheitsbereich ist der wesentliche Schlüssel für die Entwicklung des Gesundheitssystems.

MAT-AT-2301310-V1.0-12/2023