Maria M. Hofmarcher-Holzhacker,
Ökonomin, Leiterin des Instituts
HS&I HealthSystemIntelligence und stellvertretende Vorständin der aha. Austrian Health Academy
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Prognosen zufolge wird die Zahl der Pflegegeldbezieher:innen bis zum Jahr 2040 auf rund 650.000 Personen anwachsen. Wenn hohe Kostenanstiege verhindert werden sollen, müssen die Weichen für eine Verschiebung von der stationären in die mobile Pflege gestellt werden.
 

Zur Abschätzung der direkten, indirekten und informellen Kosten in Zusammenhang mit spielgestützter Intervention wurde ein Kostenfragebogen für Betroffene in der Steiermark und ihre Angehörigen entwickelt. Die Befragung wurde zwischen 3. März 2020 und 21. Oktober 2021 durchgeführt. Die Daten wurden auf Basis einer vordefinierten Interventions- und einer Kontrollgruppe ausgewertet. Die Interventionsgruppe bestand aus Studienteilnehmer:innen, die das computerbasierte Training im Rahmen des Projekts „multimodAAL“ erhalten haben, bei der Kontrollgruppe war dies nicht der Fall.

Betroffene und ihre Angehörigen in der Interventionsgruppe haben einige Vorteile. Diese Vorteile beziehen sich auf Bildungsstand, und damit Einkommen, aber bestehen auch in Bezug auf die Intensität der angegebenen, informellen Unterstützung. Weiters war der Anteil an Patient:innen, die auf Fremdhilfe angewiesen waren, in der Kontrollgruppe wesentlich höher als in der Interventionsgruppe.

Betroffene der Interventionsgruppe haben Kostenvorteile in allen Kategorien. Nach erfolgter Gewichtung betrugen die durchschnittlichen monatlichen Kosten für die Interventionsgruppe 366,8 Euro, jene für die Kontrollgruppe 421,6 Euro. Der Hauptgrund für diesen Unterschied findet sich in den wesentlich höheren Ausgaben für professionelle Betreuung in der Kontrollgruppe. Die Kosten wurden pro Gruppe Bottom-up berechnet und in direkte und indirekte Kosten unterteilt. Die direkten Kosten wurden außerdem in Kosten für medizinische Leistungen und für Leistungen in Zusammenhang mit Pflege stratifiziert. Die indirekten Kosten beziehen sich auf Kosten, die Angehörige in beiden Gruppen berichteten. Sie umfassen auch Angaben zu Einkommenseinbußen, die durch Pflege der Patient:innen entstanden sind. Die Monetarisierung der berichteten Inanspruchnahme erfolgte unter Heranziehung des Altersprofils, das den Gesundheitsausgaben 2019 der Statistik Austria zugrunde liegt, sowie unter Verwendung der Daten für die Steiermark aus der Gesundheitsbefragung ATHIS und Daten der Bevölkerung in der Steiermark. Die Kosteneffektivität von spielgestützten Trainings dürfte bis Pflegestufe drei gegeben sein. Diese Simulation berücksichtigt direkte Kosten für die jeweiligen Gruppen. Sie summieren sich für ein Jahr auf durchschnittlich 4.402,1 Euro für die Interventionsgruppe und auf 5.122 Euro für die Kontrollgruppe. Zusätzlich ergeben sich durchschnittliche indirekte Kosten von 729,3 Euro für die Interventionsgruppe und 2.726,5 Euro pro Jahr für die Kontrollgruppe. Für die Interventionsgruppe fallen auch noch Kosten von jeweils ca. 500 Euro für die Nutzung des Produkts und die Anschaffung des Tablets an, das Tablet wird jedoch als einmalige Anschaffung betrachtet, während die Lizenz jährlich zu bezahlen ist. Um die Kosteneffektivität zu messen, wurde auf die Literatur zurückgegriffen, die ein Mehr an qualitätskorrigierten Jahren (+0,021) für gedächtnistrainierte Menschen fand.

 

Hofmarcher, M.M., Ch. Singhuber, J. Wüger, S. Russegger, M. Koini, S. Schüssler, L. Paletta, M. Fellner, B. Strobl, J. Zuschnegg (2022). Kosten der Demenz und simulierte Kostenwirksamkeit von spielgestützten Interventionen. multimodAAL Forschungsbericht, Wien, Mai. http://www.healthsystemintelligence.eu/docs/HSI_multimodAAL-AP_final.pdf.

Die Autor:innen danken den Konsortiumspartner:innen des Projekts „multimodAAL-Spielgestützte multimodale Intervention, Monitoring und Decision Support zur Aktivierung bei Alzheimer-Demenz“ für ihre Unterstützung und die gute Zusammenarbeit. multimodAAL (FFG-Projekt 875345) wurde im Rahmen des Förderprogramms benefit durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und durch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

MAT-AT-2301310-V1.0-12/2023