Franz Harnoncourt,
Vorsitzender der Geschäftsführung der Oberösterreichischen Gesundheitsholding GmbH (OÖG), Geschäftsführer Kepler Universitätsklinikum GmbH (KUK)
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Die Gesundheitsversorgung ist durch den demografischen, soziologischen, technologischen und strukturellen Wandel mit herausfordernden Veränderungen konfrontiert, die unser Gesundheitssystem neugestalten werden. Immer mehr alleinstehenden Hochbetagten stehen die Generation Y und folgende gegenüber. Letztere wägen die Work-Life-Balance/-Distance sehr genau ab. Somit erscheint der klassische 24/7-Versorgungsauftrag in der Akut- und Notfallmedizin in ganz neuem Licht.

Die Gesundheitsversorgung wird künftig noch deutlicher abgestuft und zugleich vernetzt strukturiert sein – geprägt von Prävention, Früherkennung, telemedizinischer Erstbegutachtung, ambulanten Angeboten, hochfrequenten und niederkomplexen Klinikstrukturen (Spezialambulanzen, Tages- und Wochenkliniken etc.), Notfall-Akutmedizin in den Notfallambulanzen der Spitäler mit angeschlossenen Bettenstationen sowie hochspezialisierten, hochkomplexen und niederfrequenten Spezialabteilungen für die circa 20 Prozent der wirklich komplizierten Diagnose- und Therapieverfahren. Dies alles wird unterstützt durch eine digitale Infrastruktur mit „everytime everywhere“ verfügbaren Informationen (sofern PatientInnen nicht ausdrücklich ablehnen) und durch hochdigitalisierte Medizin (z.B. KI, wie ChatGPT).

Diese Grundstruktur wird sinnvollerweise durch Pflegeangebote abgerundet, die Menschen nicht unnötig hospitalisieren und zugleich gut durchdachte, spezialisierte Systeme nicht durch überwiegenden oder ausschließlichen Betreuungsanspruch überfordern. Nurse-leaded Stationen, die Nachbetreuung sichern, aber keine Klinikstruktur beanspruchen, telemedizinische Netzwerke, KI-unterstützte, rechtlich und ethisch abgesicherte Diagnoseautomatismen und Therapievorschläge werden schon 2030 die Gesundheitsversorgung prägen. Die Anpassung ist notwendig, um die Bedürfnisse einer älter werdenden Bevölkerung mit den Mitteln des 21. Jahrhunderts besser zu erfüllen. Gleichzeitig dürfen wir die Bedürfnisse junger Menschen nicht vernachlässigen. Denn sie müssen dieses System mit Wissen, Empathie, aber auch Arbeits- und Finanzleistung nachhaltig sichern – eine Mammutaufgabe.

Der technologische Fortschritt, vor allem in den Bereichen KI und Robotik, revolutioniert die Gesundheitsversorgung: KI wird bei der Diagnose, der personalisierten Medizin und der Verwaltung von Gesundheitsdaten eine entscheidende Rolle spielen. Roboter können repetitive Aufgaben übernehmen und das medizinische Personal entlasten. Dies effektiv und sicher zu implementieren, erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und Schulung des Personals. Datenschutz und Ethik spielen hierbei auch eine zentrale Rolle. Um die nahtlose Integration von Dienstleistungen sicherzustellen, müssen die verschiedenen Akteur: innen im Gesundheitswesen eng kooperieren.

Wir stehen vor aufregenden, aber auch herausfordernden Zeiten. Die Zukunft erfordert Anpassungsfähigkeit, Innovation und Zusammenarbeit – nur so können wir die Chancen des Wandels nutzen und die Gesundheitsversorgung in eine gute Zukunft führen.

 
Prävention sollte in den Fokus rücken, um die Gesundheit der kommenden Generationen zu fördern.

MAT-AT-2301310-V1.0-12/2023