Berit Hippe,
Geschäftsführerin von HealthBioCare, Lektorin an der Universität Wien www.healthbiocare.com
© Joe Winter

Jede:r will es werden, aber niemand will es sein. Das Alter wird in unserer Gesellschaft mit einer Vielzahl an Problemen assoziiert, die einen Verlust an Funktionalität darstellen. Viele dieser so benannten Probleme werden durch einen unausgewogenen Lebensstil verstärkt oder sogar ausgelöst. Durch eine Zunahme an Lebensjahren nimmt auch der Einfluss dieser Lebensstilfaktoren zu.

Mittlerweile gibt es viele Befürworter:innen, die das Altern als Krankheit klassifizieren möchten. Das derzeitige Gesundheitssystem und die Gesundheitswahrnehmung in der Bevölkerung sind allerdings auf die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet, nachdem diese bereits aufgetreten sind. Dies würde bedeuten, dass man auch Altern, wenn man es als eine Krankheit sieht, nachträglich behandelt. Dieses reaktive Modell hat sich über viele Jahre etabliert. Besonders beim Altern ist es dann bereits zu spät, vor allem wenn ein erhöhtes biologisches Alter den Körper wirklich schon erkranken hat lassen.

Viele wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass eine Adaption des Lebensstils an persönliche Bedürfnisse das biologische Alter erheblich reduzieren kann. Insbesondere wird einer individualisierten Ernährungsweise eine bedeutende Anti-Aging-Rolle zugeschrieben.

Die Prävention von Krankheiten erfordert einen Paradigmenwechsel, der bereits begonnen hat. 2013 fassten López-Otín die neun Hallmarks of Aging1 zusammen, welche 2022 im Symposium „New Hallmarks of Ageing” in Kopenhagen erweitert wurden. Auf der Basis dieser Erkenntnisse können Marker für Analysen entwickelt werden, um die Komplexität der Prävention zu erfassen.

Die Umsetzung dieser Ideen erfordert jedoch ein engmaschiges Monitoring. Einerseits durch Laborparameter zu Nutrigenetik, Nutriepigenetik, Metabolomik und Mikrobiomik, aber auch durch anwendungsfreundliche Technologien wie tragbare Gesundheitsgeräte und Apps. Diese können dabei helfen, Gesundheitsdaten zu sammeln, zu analysieren und an individuelle Bedürfnisse anzupassen. Künstliche Intelligenz (KI) kann diese großen Datenmengen verarbeiten und kombinieren, um personalisierte Ernährungspläne zu erstellen und Empfehlungen basierend auf den individuellen Bedürfnissen und Zielen zu liefern.

Eine an die individuellen Bedürfnisse angepasste Ernährung kann dazu beitragen, langfristige positive Verhaltensänderungen bei jeder Person zu fördern.

Insgesamt erfordert der Übergang von der Behandlung zur Prävention eine umfassende Umgestaltung des Gesundheitssystems und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsdienstleister:innen, Wissenschaftler:innen und der Öffentlichkeit.

Im Mittelpunkt der Gesundheitsversorgung der Zukunft sollten zunehmend Aspekte der Ernährung wie Nutrigenomik, Mikrobiomik und Longevity-Forschung stehen. Menschen könnten in der Lage sein, ihre Marker-basierten Gesundheitsinformationen zu nutzen, um Ernährungsentscheidungen zu treffen, die ihre Vitalität fördern, ihre Lebensqualität verbessern und die Lebenserwartung erhöhen.
 



  1. López-Otín C, Blasco MA, Partridge L, Serrano M, Kroemer G. The hallmarks of aging. Cell. 2013 Jun 6;153(6):1194-217. doi: 10.1016/j.cell.2013.05.039. PMID: 23746838; PMCID: PMC3836174.

MAT-AT-2301310-V1.0-12/2023