Yannick Dues,
Co-Gründer der rotable technologies GmbH

Status quo: Das deutschsprachige Gesundheitswesen ist geprägt von On-Premise-Software-Lösungen und dem nach wie vor prädominanten Einsatz von Excel. Egal ob zur Koordinierung und Verwaltung von Assistenzärztinnen und -ärzten, der OP-Planung, Stellenplanung oder Einsatz- und Behandlungsplanung. Das Problem: eine fehlende Interoperabilität, kaum Transparenz und damit eine extrem erschwerte Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Fachbereichen des Krankenhausbetriebs. Die Folge: ein enormer Abstimmungsaufwand durch eine asymmetrische Informationsverteilung mit einem hohen Risiko der Fehlinformation und ein unnötiger Mehraufwand für das ohnehin schon überlastete Krankenhauspersonal.

Besonders deutlich wird dies auch im Rahmen der Ärzteausbildung (in Deutschland Ärzteweiterbildung genannt), dabei vor allem im Rahmen der ärztlichen Rotationsplanung. Ein häufig zu wenig beachteter Prozess, der von zentraler Bedeutung für das Funktionieren der Wertschöpfungskette auf den Stationen und letztlich der Patientenversorgung ist.

Die Planung und Verwaltung obliegt meist einer personalverantwortlichen (leitenden) Oberärztin oder einem Oberarzt, die im Zusammenspiel mit dem Personalmanagement zweifelsohne bestrebt sind, diesen äußerst komplexen Prozess suffizient zu organisieren. Die Tools, die dafür bisher zur Verfügung stehen: Excel.

Umso weniger ist es verwunderlich, dass die Planung mit enormem Aufwand verbunden ist, der Planungshorizont von bis zu 72 Monaten selten eingehalten werden kann, dass es zu Fehlplanungen kommt, Ärztinnen und Ärzte nicht optimal im Sinne ihres Ausbildungs- und Erfahrungsstands eingesetzt werden (dies hat häufig genug Überforderung zur Folge, v. a. in schwierigen Umfeldern wie Intensivstationen oder Ambulanzen), persönliche Präferenzen häufig nur schwer berücksichtigt werden können und die Fairness in der Zuteilung leider oft zu kurz kommt. Auf Grund der zunehmenden Spezialisierung der Krankenhäuser müssen klinische Rotationen im Rahmen der Ärzteweiterbildung heute meist häuserübergreifend koordiniert und verwaltet werden – mit Excel-Tabellen ist das natürlich nur schwer möglich. Interoperabilität und Vernetzung: ganz klar Fehlanzeige. Die Konsequenz: noch mehr Abstimmungs- und Koordinierungsaufwand.

Aber haben die ohnehin schon belastete leitende Ärzteschaft und das Personalmanagement wirklich die Zeit für eine minutiöse Gestaltung dieses Verwaltungsprozesses in Abstimmung mit allen Beteiligten oder ist dies eher eine lästige Pflicht, die es irgendwie zu erledigen gilt? Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen: Die begrenzte und teure (ärztliche) Personalressource ist einer der Hauptengpässe für ein funktionierendes Gesundheitswesen. Das ist spätestens seit der Pandemie klar. Umso mehr wird deutlich, welche Bedeutung der gezielten Automatisierung ineffizienter Verwaltungsprozesse und der Vernetzung im Gesundheitswesen zukommt, um jene lästigen Verwaltungspflichten zu minimieren.

Doch das ist nur der Anfang. Erst die Vernetzung, losgelöst von den aktuellen On-Premise-Datensilos und Insellösungen, schafft die Basis für eine nahtlose (d. h. End-to-End-)Patientenversorgung und datengetriebene Anwendungen, die eine schrittweise Automatisierung und den Einsatz von KI ermöglichen.

Das alte On-Premise-Modell hat ausgedient und ist nicht weiter zukunftsfähig. Vor dem Hintergrund der notwendigen Digitalisierung im Gesundheitswesen bieten Cloud-Anwendungen mit geeigneten API-Mechanismen die Voraussetzungen für eine wertschöpfende Vernetzung und ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen.