Astrid Woollard,
SMAPE Capital Fund Management GmbH

Im August 2022 hatten Pfizer Ventures aufhorchen lassen, als sie den Beitritt zu VitaDAO, einer Decentralised Autonomous Organisation (DAO) aus dem Decentralised-Science-Sektor, über ein entsprechendes Proposal beantragt hatten. Darin versprachen sie, nicht nur USD 500,000 bereitstellen zu wollen, sondern auch über den $VITA Token in der Governance dieser DAO zu partizipieren. Damit haben sie gezeigt, dass der Nutzen von „Tokenised Economies“ auch bei den großen Pharmafirmen angekommen ist. Wer mehr über DAOs erfahren möchte, kann sich gerne hier unseren ersten Artikel aus unserer DAO Blog-Reihe durchlesen.

„Tokenised Economies“ sind Blockchain-basierte, dezentrale Infrastrukturen und Applikationen, die Token (auch „digital assets“ genannt) nutzen, um unterschiedliche Stakeholder finanziell zu incentivieren. Token gibt es in zwei Hauptkategorien, die jeweils in weitere Subkategorien unterteilt werden: Fungible Token, die untereinander austauschbar sind, und Non-Fungible Token („NFTs“), die an ein bestimmtes Objekt gebunden sind. Von diesen Token gibt es mittlerweile sehr viele: CoinGecko und CoinMarketCap listen 12.927 bzw. 20.916 dieser Token (Stand September 2022) aus unterschiedlichsten Sektoren. Allesamt stellen sie eine Erweiterung eines Geschäftsmodells dar, machen aber nur Sinn, wenn ihr Nutzen unter Berücksichtigung aller Stakeholder-Bedürfnisse entworfen wurde (wir nennen es den „Token flow“ – Beispiele dazu findet man hier).

Die Anwendungen von Blockchain und Token sind im Gesundheitssystem vielfältig und zielen im Besonderen auf die Nutzung der Daten hin. Patientinnen und Patienten könnten incentiviert werden, ihre elektronische Gesundheitsakte und die Vielfalt an gesundheitsrelevanten Daten (z. B. Smart Watch, mobile Apps) zu teilen. Über die Blockchain können Patientinnen und Patienten ihre Daten transparent einsehen und nachvollziehen, was mit ihren Daten passiert, und dafür entlohnt werden, wie z. B. durch Zugriff auf Premium-Features einer Applikation oder in Form von anderen Vorteilen, wie beispielsweise mittels Discounts bei Partnerunternehmen, Umwandlung der Token in Fiat-Geld und dergleichen. Diese Anwendung wird z. B. schon von myAria entwickelt.

Der regulierte und korrekt incentivierte Zugang zu Gesundheitsdaten hätte Vorteile für Patientinnen und Patienten und das Gesundheitssystem. Über entsprechende Applikationen könnten die Daten durchsucht, falsche Diagnosen aufgedeckt und bessere individuelle Therapien geschaffen werden. Der Nutzen erschließt sich auch für klinische Studien, sodass Patientinnen und Patienten dafür entlohnt werden könnten, wenn sie den Vorgaben der Studien entsprechend Folge leisten (z. B. wird pro bestätigter Einnahme ein Token gutgeschrieben). Dies ist besonders interessant für die Zeit nach der Zulassung, da sich die Sammlung von Daten für Unternehmen immer noch als schwierig herausstellt. Diese begleitende Incentivierung über lange Zeit könnte auch die Motivation der Einnahme von Medikamenten unterstützen, die nicht sofort einen Effekt erzielen, sondern den Ausbruch einer bestimmten Krankheit durch langfristige Einnahme eines Medikaments unterdrücken, wie z. B. bei Multipler Sklerose. Da sind die Effekte nicht wie beim Kopfschmerzmittel sofort sichtbar, sondern erst über Jahre und Jahrzehnte, wodurch die Disziplin, sich an die vorgegebenen Einnahme-Regimes zu halten, schwieriger ist. Diese Datenpakete lassen sich allesamt natürlich auch als NFTs darstellen, die über zusätzliche kryptografische Methoden gesichert werden können (wie z. B. von Darkblock entwickelt).