Helmut Thiebet – wir sind diabetes

Auf Initiative der Dachorganisation der Diabetes Selbsthilfe Österreich gewähren die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und die Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) künftig einen Kostenzuschuss in der Höhe von 60 Euro pro Tag.

Mit großer Erleichterung wird von der österreichischen Diabetes-Selbsthilfe die Zusage der ÖGK und BVAEB aufgenommen, für die Teilnahme an den Diabetes-Kindercamps der Österreichischen Diabetikervereinigung (ÖDV) und an den Diabetes-Camp-Schulungs- wochen des Vereins DIABÄR künftig einen Kostenzuschuss zu gewähren. Die Versicherungsanstalten kommen damit einer langjährigen Forderung der Selbsthilfe nach, Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes beim Erwerb von Selbstmanagement- Kompetenzen zu unterstützen.

ÖGK und BVAEB gewähren ab 2022 bei Vorliegen der individuellen Voraussetzungen (ärztliche Verordnung, Bewilligung durch den Medizinischen Dienst der ÖGK und BVAEB) einen Kostenzuschuss in Höhe von 60 Euro täglich.

Langjährige Forderung der Selbsthilfe erfüllt

„Die Österreichischen Diabetes-Selbsthilfevereine, aber auch die Österreichische Diabetes Gesellschaft fordern seit vielen Jahren mehr öffentliche Mittel zur Förderung der Diabetes-Selbstmanagement-Kompetenz für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes“, erklärt Harald Führer, Präsident von „wir sind diabetes“ und im Verein Diabär in die Organisation von Schulungswochen involviert: „Eine bundesweit einheitlich geregelte Finanzierung durch die Sozialversicherung gab es bisher nicht. Im Gegensatz zur Erwachsenen-Rehabilitation gab es für Diabetes-Schulungscamps für Kinder und Jugendliche mit Diabetes keinen Anspruch auf die Übernahme von Kur- oder Rehabilitationskosten.“

Helmut Thiebet, ÖDV-Bundesvorsitzender und Vizepräsident von „wir sind diabetes“, ergänzt: „Die Durchführung der Schulungscamps ist aufwändig und erfordert ein geschultes Team aus Ärztinnen und Ärzten, Diabetesberaterinnen und -beratern, Diätologinnen und Diätologen sowie Pädagoginnen und Pädagogen. Auch wenn sich viele Beteiligte ehrenamtlich engagieren, so kosten die Kurse von ÖDV und Diabär pro Teilnehmerin bzw. Teilnehmer zwischen 900 und 1.300 Euro.“

ÖDV und Diabär organisieren seit vielen Jahren Schulungscamps bzw. Schulungswochen für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes. Ziel der Veranstaltungen ist es, die Kenntnisse zum Umgang mit Diabetes zu vertiefen, Therapieabläufe zu trainieren und damit das selbstständige Management der Erkrankung zu fördern. Die Teilnehmenden werden altersgerecht geschult, sich eigenständig Insulin zu verabreichen, den Blutzucker zu testen, die Ernährung zu bemessen und sich in besonderen Situationen oder Notfällen richtig zu verhalten. Ganz wichtiger Bestandteil der Schulung ist der richtige Umgang mit einer Insulinpumpe und den verschiedenen CGM-Messsystemen (Continuous Glucose Monitor – CGM). Außerdem bieten die Camps eine einmalige Möglichkeit, sich mit anderen betroffenen Kindern und Jugendlichen auszutauschen und zu erfahren, dass man „nicht allein“ ist. Dadurch wird die Akzeptanz der Krankheit erleichtert und das Selbstvertrauen gestärkt.

Führer: „Diese Erfahrungen sind ungemein wichtig, denn je souveräner und selbstständiger die Kinder und Jugendlichen ihren Diabetes managen, umso besser können sie sich im Schulalltag integrieren und desto weniger Angriffsfläche bieten sie für Diskriminierung. Die positiven Effekte auf das Selbstwertgefühl und den schulischen und späteren beruflichen Erfolg sind leicht nachvollziehbar. Dazu kommt, dass die Grundlagen für ein erfolgreiches Diabetes-Selbstmanagement im Erwachsenenalter in jungen Jahren gelegt werden. Damit leisten die Schulungscamps einen wertvollen Beitrag zur Vermeidung von Folgeerkrankungen.“