Gabriele Jaksch,
Präsidentin der MTD Austria – Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen Dienste Österreichs

Die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen diagnostischen und therapeutischen Leistungen ist ein wesentlicher Kernfaktor eines Gesundheitssystems. Was gestern „state of the art“ war, kann morgen überholt und womöglich kontraindikativ sein. Arbeitsteilung und Spezialisierung erlauben eine optimale Bewältigung von Teilproblemen, die Erwartungen jedes Menschen sind aber eine kontinuierliche, ganzheitliche und abgestimmte Versorgung. Bekannte Herausforderungen wie demographische Entwicklungen, anhaltende Pandemie uvm. fordern ein Umdenken. Durch die rasch voranschreitende Professionalisierung der Gesundheitsberufe ist es möglich, die Rollen- und Kompetenzverteilung aller Berufstätigen in der Gesundheitsversorgung NEU zu überdenken. Internationale Modelle bieten uns viele erprobte und evaluierte Ansätze und Möglichkeiten der Veränderung.

Als Präsidentin von MTD-Austria, dem Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen Dienste, der überbetriebliche Interessensvertretung in fächerübergreifenden berufspolitischen Belangen der sieben Berufsgruppen Biomedizinische Analytik, Diätologie, Ergotherapie, Logopädie, Orthoptik, Physiotherapie und Radiologietechnologie, ist mir das Thema „Gesundheitsversorgung in der Zukunft“ ein großes Anliegen. MTD-Austria fungiert intern und extern als zentraler Ansprechpartner für MTD-Belange und agiert intern als spartenübergreifende Drehscheibe.

Die bisher auf Kuration ausgerichteten Versorgungssysteme, welche sich stark an Hierarchien und Ausschlussprozessen orientieren, erfordern eine gezielte ressourcenadäquate Neuorientierung und Reorganisation, in der ALLE Gesundheitsberufe gleichermaßen berücksichtigt werden. Gesundheitsberufe haben ihr Qualifikationsprofil auf zukünftige Qualifikationserfordernisse hin zu überprüfen, anzupassen und interprofessionell anzulegen. Neben Informationsdefiziten, d.h. einem mangelnden Wissen an über die Kompetenzen des anderen Gesundheitsberufs und unterschiedlichen Ausbildungs- und Qualifizierungsverläufen spielen rechtliche, aber auch strukturelle Rahmenbedingungen eine wesentliche Rolle für die nicht immer gelingende Zusammenarbeit. Eine mangelhafte interprofessionelle Standardisierung von Versorgungsverläufen erschwert die Zusammenarbeit und führt zu Versorgungsschnittstellen. Gesundheitsvorsorge und Prävention sind nach wie vor ein „Stiefkind“ der österreichischen Gesundheitsversorgung – ein jetzt „nicht investierter Euro“ kostet uns allen sehr viel mehr in der Zukunft – vom zu verhindernden Leid - gar nicht zu sprechen!